„Was ist, wenn wir beide damit einverstanden sind?“ Hast du jemals ein Mädchen Folgendes sagen hören? „Ich treffe mich mit diesem Typen, den meine Freunde und Familie hassen. Sie sagen, er sei besitzergreifend, aber das ist die Art, wie er zeigt, wie sehr er sich um mich sorgt. Ich habe angefangen Sex mit ihm zu haben, weil er mir auch sehr wichtig ist. Warum können die Leute nicht sehen, wie toll er ist?“
Obwohl dieses Mädchen denkt, das Problem sei, dass die Leute ihren Freund nicht mögen, ist das wahre Problem, dass sie nicht sehen kann, warum. Sobald Sex ins Spiel kommt, ist es fast unmöglich, eine Beziehung objektiv zu betrachten. Das liegt zum Teil daran, was Sex mit deinem Verstand anstellt. Während sexueller Erregung schüttet das Gehirn ein Hormon namens Oxytocin aus. (Vgl. Q1) Es wirkt wie menschlicher Superkleber, denn es bewirkt eine starke emotionale Bindung, erhöht das Vertrauen und macht dich weniger kritisch gegenüber der anderen Person. (Vgl. Q2)
Eine solche Verblindung und Bindung hilft Ehepaaren schwierige Zeiten zu überstehen. Aber außerhalb der Ehe kann sie gefährlich sein. Zum Beispiel, weil Oxytocin dazu führt, dass du dich auf die positiven Aspekte und Erinnerungen der anderen Person konzentrierst. So ist es leichter die Risiken einer Beziehung zu ignorieren. Eine Wissenschaftlerin stellte fest: „Oxytocin kann das Maß dieser negativen Einschätzungen beeinflussen und uns dazu bringen, zu sagen: ‚Oh, das wird nicht allzu schlimm sein.‘“ (Vgl. Q3) Die Forschung zeigt auch, dass intensive Bindungen die Schaltkreise im Gehirn deaktivieren, die dafür zuständig sind, Urteile über eine andere Person zu fällen! (Vgl. Q4)
Dies könnte erklären, warum manche Menschen in aussichtslosen Beziehungen bleiben, obwohl ihre Freunde sie immer wieder warnen diese zu beenden. Da Östrogen die Oxytocinausschüttung erhöht, erleben Frauen eine intensivere Bindung als Männer und leiden deshalb auch mehr darunter, wenn diese Bindungen zerbrechen. (Vgl. Q5)
Wenn eine Beziehung endet – vor allem, wenn es sich um eine sexuelle handelt – kann sich das Paar fühlen, als ob es eine emotionale Scheidung durchmacht. Vereinfacht gesagt ist das Teilen des Geschenks von Sex als würde man jemandem ein Stück Klebeband an den Arm kleben. Beim ersten Hinkleben ist das Band stark, und es ist schmerzhaft, wenn man es entfernt. Aber wenn man das gleiche Klebeband auf den Arm einer anderen Person klebt, lässt es sich leichter entfernen. Jedes weitere Mal, wenn das Klebeband entfernt wird, wird die Verbindung durch die Rückstände auf dem Klebeband weiter geschwächt. Das Gleiche passiert in Beziehungen, in denen vorherige sexuelle Erfahrungen die Fähigkeit zur Bindung beeinträchtigen können. Wie dem auch sei, wenn du in Reinheit lebst (oder neu anfängst, wenn du in der Vergangenheit Fehler begangen hast), bereitest du dich auf eine großartigere Beziehung zu deinem zukünftigen Ehepartner vor. Diese Erkenntnisse mögen interessant sein, aber die Quintessenz ist das: Sex außerhalb der Ehe wird nicht moralisch gut, weil beide Menschen damit einverstanden sind. Wenn das der Fall wäre, könnte sogar Prostitution gerechtfertigt werden. So wie wir uns nicht selbst erschaffen haben, erschaffen wir auch nicht das moralische Gesetz.
Dennoch wollen wir uns oft über Gott stellen, wenn Er etwas von uns verlangt. Papst Johannes Paul II. hat diese Denkweise erklärt: „Wenn es für mich angenehm und hilfreich ist, gut und schön; aber wenn nicht, lehne ich es ab und gehe... Christus findet sich besonders auf dem Gebiet der Sexualmoral, denn hier stellt Christus Forderungen an den Menschen.“ (Vgl. Q6) Leider erkennen wir aufgrund unseres Stolzes oft nicht, dass Seine Gesetze dazu da sind, damit unsere Freude vollkommen ist (Joh. 15,11).
Wenn Gott derjenige ist, der das Moralgesetz geschaffen hat, warum hat Er Sex für die Ehe reserviert? Eine offensichtliche Erklärung ist, dass Sex Kinder hervorbringt, und Kinder gehören in Familien. Aber es gibt einen noch tieferen Grund, der in unseren eigenen Herzen (und Körpern) geschrieben steht: So wie Menschen mit ihren Worten eine Sprache sprechen, sprechen sie auch mit ihrem Leib (Vgl. Q7) eine Sprache. Beim Sex sagt der Leib: „Ich gebe mich dir ganz hin. Es gibt nichts von mir, das ich dir nicht gebe.“ Aber wenn das Paar nicht verheiratet ist, sprechen sie mit ihrem Leib eine Lüge aus. Sie sagen: „Ich gebe dir meinen Körper, aber ich werde dir mich selbst nicht geben.“ Oder: „Ich gehöre ganz dir, bis ich ganz jemand anderem gehöre.“ Beim Sex gibt der Körper also ein Versprechen, auch wenn du es nicht willst. Deshalb gehört Sex in die Ehe, denn nur dann sagen die Körper die Wahrheit: Ich gehöre dir.
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Q1: Carmichael, et al., „Plasma oxytocin increases in the human sexual response,“ The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 64:1 (Januar 1987): 27–31; Murphy, et al., „Changes in oxytocin and vasopressin secretion during sexual activity in men,“ The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 65:4 (Oktober 1987): 738–741. 6 Kosfeld, et al., „Oxytocin increases trust in humans,“ Nature 43)
Q2: Kosfeld, et al., „Oxytocin increases trust in humans,“ Nature 435 (2005): 673–676; Heinrichs, et al., „Selective amnesic effects of oxytocin on human memory,“ Physiology Behavior 83 (2004): 31–38; Bartz, et al., „The neuroscience of affiliation: Forging links between basic and clinical research
on neuropeptides and social behavior,“ Hormones and Behavior 50 (2006): 518–528; B. Ditzen, „Effects of Social Support and Oxytocin on Psychological and Physiological Stress Responses during Marital Conflict,“ International Congress Of Neuroendocrinology, Pittsburgh, PA: Juni 19–22, 2006; Crenshaw, M.D., The Alchemy of Love and Lust (New York: Pocket Books, 1996).
Q3: E. Svoboda, „Inhaled ‚Cuddle‘ Hormone Promotes Trust,“ Discover 27:1 (Januar 2006): 56.
Q4: Bartels and Zeki, „The neural correlates of maternal and romantic love,“ NeuroImage 21 (2004): 1155–1166.
Q5: Vgl. Pfaff, et al., „Neural Oxytocinergic Systems as Genomic Targets for Hormones and as Modulators of Hormone–Dependant Behaviors,“ Results and Problems in Cell Differentiation 26 (1999): 91–105, as quoted by Eric J. Keroack, M.D., and John R. Diggs, Jr., M.D., „Bonding Imperative,“ A Special Report from the Abstinence Medical Council (Abstinence Clearinghouse, 30. April 2001); K. Joyner and R. Udry, „You Don’t Bring Me Anything but Down: Adolescent Romance and Depression,“ Journal of Health and Social Behavior 41:4 (Dezember 2000): 361–391; Hallfors, et al.,
„Which Comes First in Adolescence – Sex and Drugs or Depression?“ American Journal of Preventive Medicine 29:3 (2005): 163–170.
Q6: Karol Wojtyła, The Way to Christ (San Francisco: Harper, 1994), 55.
Q7: Anmerk. d. Übers.: Der Begriff Körper bezeichnet im Deutschen lediglich die Materie: jedes Lebewesen hat einen Körper. Im Gegensatz dazu bezeichnet Leib den beseelten Körper, also die Einheit von der objektiv sichtbaren Materie und der unsichtbaren Seele.